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Channel: HAMBURG BALLETT – JOHN NEUMEIER
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Tag der offenen Tür – Rückblick

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Rückblick auf einen erlebnisreichen »Tag der offenen Tür« im Ballettzentrum

Foto 1 (c) Holger BadekowDie Proben der Compagnie und der Ballettschule begeistern Groß und Klein © Holger Badekow

Von Nathalia Schmidt
Wenn Kinder und Erwachsene gebannt auf unsere Erste Solisten schauen und die Ballettsäle und Korridore mit neugierigen Besucherinnen und Besuchern gefüllt sind, dann ist wieder Tag der offenen Tür im Ballettzentrum! Anlässlich des 25jährigen Jubiläums gaben die Compagnie, die Ballettschule sowie das künstlerische und administrative Team am 18. April einen Nachmittag lang Einblicke in die tägliche Arbeit hinter den Kulissen des Ballettzentrums Hamburg – John Neumeier. Darüber hinaus gab es Vorträge von Mitarbeitern, eine Signierstunde mit John Neumeier und eine Fotoaktion mit Lloyd Riggins. Ich spielte ›rasende Reporterin‹ und gebe euch hiermit ein paar Eindrücke von diesem erlebnisreichen Tag:

14.00 Uhr. Der Einlass zum »Tag der offenen Tür« beginnt.

Pünktlich um zwei Uhr am Nachmittag öffnen sich die Türen des Ballettzentrums, das sonst Außenstehenden verschlossen bleibt. Die ersten Besucher, die bereits eine Stunde vor Einlass vor dem Haupteingang des roten Backsteinbaus standen, biegen zielstrebig nach links zur Kartenkasse ab. »Ballettkarten für 20€? Das ist doch eine günstige Gelegenheit, ins Ballett zu gehen«, sagt mir Leonie, Studentin aus Hamburg. »Und für welches Ballett willst du dir Karten kaufen?«, frage ich neugierig nach. »Für ›Romeo und Julia‹. Ich würde da gerne mit meiner Freundin hin, die noch nie im Ballett war!«. Hinter ihr bildet sich in Sekundenschnelle eine lange Schlange mit Besuchern, die ebenfalls die beliebten Sonderballettkarten im Blick haben. Ich lasse Leonie bei ihren Karten und laufe derweil in den dritten Stock hoch. Im Ballettsaal Bournonville bietet die Ballettpädagogin Ann Drower den kleinen Gästen zwischen 7 und 10 Jahren Mitmach-Stunden an, die ich nicht verpassen möchte!

Foto 2 (c) PressestelleMitmach-Training für Gastkinder mit Ann Drower © Pressestel

14.20 Uhr Ballettsaal Bournonville

In bequemer Alltagskleidung oder wie die Profis in Trikot und Schläppchen warten bereits kleine Tanzmäuse in der Obhut ihrer Eltern vor dem Ballettsaal. Neugierig blicken sie auf Florentine und Mia aus der Ausbildungsklasse III, die in dieser Mitmachstunde die Übungen vorzeigen sollen. Beide nutzen die Treppenhausveranda für ein kurzes Stretching. Die fünfjährige Marie, die mit ihrer Mutter zum Mitmach-Training angereist ist, ahmt die fünfte Position, die Mia gerade einnimmt, sofort nach. Das klappt doch schon prima! Als Ann Drower den Ballettsaal betritt, setzen sich die jungen Gäste noch schüchtern an den Rand. »Setzt euch alle hier in die Mitte und bildet einen Kreis«, ruft Ann Drower und fügt noch schnell hinzu: »Ich beiße nicht!«. Das scheint zu wirken. Nach und nach lösen sich die Kleinen aus den Armen ihrer Eltern. »Wir fangen mit Aufwärmübungen für die Füße an«, erklärt Ann Drower und gibt dem Pianisten ein Zeichen, dass es losgehen kann. »Hoch und Ab, Hoch und Ab«, höre ich Ann Drower sagen, geduldig erklärt sie dabei jedem Kind die Übung. Sie scheint zufrieden zu sein: »Ihr habt doch alle schon zu Hause geübt!«. Sobald die Aufwärmübungen zu Ende sind und die jungen Mädchen an die Ballettstange geführt werden, verlasse ich leise den Raum. Auf mich wartet noch ein vielfältiges Programm!

Foto 3 (c) Holger BadekowDie Ballettschule probt »Karneval der Tiere« © Holger Badekow

Auf dem Weg ins erste Obergeschoss, wo gleich eine Fotoaktion mit dem Ersten Solisten Lloyd Riggins geplant ist, komme ich spontan mit Carolin Plum ins Gespräch, die vor 20 Jahren ihre Ausbildung in der Ballettschule des Hamburg Ballett absolviert hat. »Ich habe meine Ausbildung in dieser Ballettschule sehr genossen«, erzählt mir die in Göttingen lebende Mutter dreier Kinder. »Als ich das Diplom in der Tasche hatte, habe ich eine Ballettschule in Niedersachsen gegründet mit 450 Schülerinnen und Schülern. Aber irgendwann kam in mir der Wunsch auf Mutter zu werden und voll und ganz für meine Kinder da zu sein, deswegen unterrichte ich nicht mehr.« Ihre Entscheidung keine Tänzerin zu werden, bereue sie nicht, sagt sie. Vielmehr sieht sie die Vorzüge, die ihr die Ballettausbildung gebracht hat: »Tänzerin zu sein ist ein harter Beruf. Man muss viel geben, schon während der Ausbildung. Was ich unter anderem hier gelernt habe, ist die Disziplin und den Perfektionismus. Das hat mich im Alltag und Berufsleben immer begleitet und weitergebracht.« Während sie nach ihren Töchtern schaut, die im Ballettsaal Bournonville noch den Kleinen zusehen, bleibe ich im Foyer des ersten Obergeschosses, um die Fotoaktion mit Lloyd Riggins nicht zu verpassen!

Foto 4 (c) Holger BadekowElizabeth Loscavio öffnet die Türen des Spitzenschuhlagers © Holger Badekow

15:15 Uhr Spitzenschuhlager

Im Spitzenschuhlager auf derselben Etage, in das ich noch schnell einen kurzen Blick werfe bevor die Fotoaktion beginnt, erklärt Elizabeth Loscavio gerade einigen Besuchern, wie man die Spitzenschuhe richtig vorbereitet. Bevor man auf den Spitzenschuhen tanzen kann, müssen die Seiden- und Gummibänder angenäht werden. Aber auch die Spitze selbst wird – je nach Belieben – vor dem Tanzen bearbeitet. Zur Erläuterung hält Elizabeth drei Spitzenschuhpaare in ihrer Hand. »Einige Tänzerinnen lassen die Spitze in ihrem normalen Zustand, sie tanzen also direkt auf dem Stoff. Das kann aber oft sehr rutschig sein. Deswegen umsticken einige Tänzerinnen die Spitze mit einem dicken Garn oder bekleben sie mit einen Lederflicken.« Elizabeth weiß, wovon sie spricht. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich als kleines Mädchen in Neumeiers »Giselle« mittanzen und Elizabeth in der Rolle der Giselle hautnah auf der Bühne erleben durfte! Während ich noch in schönen Erinnerungen schwelge, tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. »Wie oft trainieren eigentlich die Ballettschüler im Ballettzentrum?«, fragt Franziska, die gemeinsam mit ihren Freundinnen Vanessa und Alina zum ersten Mal das Ballettzentrum besucht. Die drei Schülerinnen aus Hamburg sind vom hohen Trainingspensum der Ballettschüler beeindruckt. »Wir drei tanzen Ballett in einer Ballettschule in Bergedorf, ich selbst schon seit 13 Jahren«, erzählt Franziska. »Ich tanze seit 9 Jahren«, fügt Alina hinzu. »Aber 6x in der Woche Training wie hier, das haben wir nicht.« Die drei sind neugierig und löchern mich mit Fragen: Ab wann trainieren die Schüler auch auf Spitze? Wie laufen die Aufnahmeprüfungen ab? Wie alt sind die jüngsten der Ballettschule? »Und wo ist Lloyd Riggins?«, fragt Vanessa dann. »Gleich hinter euch!«, sage ich und zeige auf den Ersten Solisten und Ballettmeister. Die Fotoaktion beginnt!

Foto 5 (c) PressestelleVanessa, Franziska und Alina sind zum ersten Mal im Ballettzentrum © Pressestelle

15.30 Uhr Foyer erstes Obergeschoss. Fotoaktion mit Lloyd Riggins

Um Lloyd Riggins hat sich bereits eine Menschentraube gebildet. Er steht ab jetzt ca. 25 Minuten lang für ›Selfies‹ zur Verfügung. Unter den wartenden Gästen, die alle schon ihr Smartphone gezückt haben, fallen mir fünf junge Mädchen auf, die auf ein ›Selfie‹ mit Lloyd hoffen. »Lloyd Riggins habe ich schon mehrere Male auf der Bühne erlebt«, verrät mir . »Zuletzt habe ich aber seine Neuinszenierung von ›Napoli‹ in der Staatsoper gesehen, das war toll!«. Die fünf Schülerinnen tanzen seit mehreren Jahren Ballett beim HNT Sportverein im Hamburger Süden. Beim Tag der offenen Tür im Ballettzentrum waren alle schon einmal. Heute haben sie noch ein volles Programm vor sich: »Wir wollen gleich ins klassische Training der Klasse II und in die Probe der Ballettschule zu ›Des Knaben Wunderhorn‹. Aber natürlich wollen wir auch die Profis erleben, die gerade ›Romeo und Julia‹ proben.« Während die fünf ein Gruppenfoto mit Lloyd Riggins schießen, verabschiede ich mich auch von ihnen und begebe mich schnell in die Bibliothek, wo mein Kollege Nicolas Hartmann gerade einen kurzen Vortrag über die Arbeit beim HAMBURG BALLETT hält. »Wenn ich jetzt den Vortrag höre, schaffe ich es noch pünktlich zur Signieraktion mit John Neumeier?«, fragt mich ein Besucher von der Seite. »Ja, das schaffen Sie!«, beruhige ich unseren Gast, der auch gleich einen Sitzplatz in der Bibliothek einnimmt. Auch ich nutze die Gelegenheit mich kurz auszuruhen. Eine ›rasende Reporterin‹ zu spielen kann auch anstrengend sein!

Foto 6 (c) Holger BadekowLloyd Riggins nimmt sich Zeit für ›Selfies‹ © Holger Badekow

16.15 Uhr Signieraktion mit John Neumeier

Im Verwaltungsflur im Hochparterre bildet sich erneut eine lange Schlange. Kein Wunder, denn gleich beginnt die Signieraktion mit John Neumeier! Vor seinem Büro wird er gleich auf Programmzettel, Taschen, Bücher oder Spitzenschuhe seine Unterschrift setzen und vielen Besuchern ein Lächeln auf ihre Gesichter zaubern.

Foto 7 (c) Holger BadekowAuch die Signieraktion mit John Neumeier findet großen Anklang © Holger Badekow

Mir fällt eine strahlende, blonde Frau auf, die gerade zwei Schwarz-Weiß-Bilder von John Neumeier signieren lässt. Spontan spreche ich sie an. Katja Hummel kommt aus der Nähe von Wilhelmshaven und ist heute mit ihrer Tochter zum Tag der offenen Tür angereist. »Ich war ein Jahr lang in der Theaterklasse, da war die Ballettschule noch im ehemaligen Bierpalast am Dammtor untergebracht. Das Foto, auf das auch John Neumeier abgebildet ist, entstand zu dieser Zeit. Ich habe es immer als schöne Erinnerung aufbewahrt«, erzählt sie mir. Katja Hummel ist noch heute ein großer Ballettfan. »Ich fahre so oft es geht nach Hamburg, um eines von John Neumeiers Balletten in der Staatsoper zu sehen«, sagt sie. Heute genießt sie es, die Tänzerinnen und Tänzer auch einmal bei den Proben erleben zu können. Ich lasse sie mit ihrer Tochter weiterziehen und laufe ins dritte Obergeschoss hoch, um einen kurzen Blick in die Proben der Ballettschule zu »Des Knaben Wunderhorn« zu werfen.

Foto 8 (c) PressestelleEine glückliche Besucherin nach der Signieraktion mit John Neumeier © Pressestelle

16.40 Uhr Ballettsaal Cranko. Probe zu »Des Knaben Wunderhorn«

Im Ballettsaal Cranko angekommen, ist die Probe bereits in vollem Gange. Ich stelle mich zu den anderen Besuchern, die gebannt auf die Mädchen und Jungen der Theaterklassen blicken. »Das Niveau ist immer wieder beeindruckend«, schwärmt Sara. Als ich ihr gerade erkläre, dass »Des Knaben Wunderhorn« das erste Ballett John Neumeiers war, das im 1989 eröffneten Ballettzentrum in Hamburg-Hamm kreiert wurde, mischt sich gleich ein weiterer Gast in unser Gespräch ein: »Das ist ja wunderbar! Fast historisch … Ich war davor bei der Probe der Compagnie und habe schon Carsten Jung zu diesem Ballett tanzen sehen.« Die ›Fischpredigt‹ und das ›Rheinlegendchen‹, das die Ballettschülerinnen und –schüler gerade proben, ziehen auch mich in ihren Bann und so verweile ich noch eine ganze Weile im Ballettsaal, bis mich dumpfe Trommelklänge aus der Ferne wieder ›erwachen‹ lassen. Ich beschließe diesen zu folgen.

16.55 Uhr Ballettsaal Wigman. Moderner Tanz mit Stacey Denham.

Die Trommelklänge führen mich in den Ballettsaal Wigman. Hier findet gerade Moderner Tanz bei Stacey Denham statt. Die Ballettschülerinnen und -schüler sind barfuß. Die Bewegungen, die sie ausführen, sind ganz anders als man es vom klassischen Training kennt. »Move your hips«, ruft Stacey Denham dann. Kreisende Bewegungen und eine lockere Hüfte sind auch in der nächsten Übung gefragt. Der Unterricht wird auf Englisch geführt. Eine aufmerksame Besucherin aus China übersetzt das ›Move your hips‹ aber vorsichtshalber auch in ihre Landessprache, die einige der Ballettschüler verstehen, und zeigt: Auch auf Chinesisch klingen Korrekturen gut!

Foto 9 (c) PressestelleDie Ballettschule beim Modernen Tanz © Pressestelle

17.30 Uhr Ballettsaal Fokine. Probe zu »Préludes CV«

Als nächstes steht die Probe der Compagnie zu »Préludes CV« auf meinem Programmzettel, die ich als Einstimmung auf die kommenden drei Vorstellungen in der Staatsoper nutzen möchte! Der Ballettsaal Fokine ist bereits gut gefüllt. Keine Chance für mich einen guten Platz in den vorderen Reihen zu kriegen. Über die Köpfe der Gäste hinweg, erhasche ich dennoch einen kurzen Blick auf die Ersten Solisten Hélène Bouchet, Silvia Azzoni und Alexandre Riabko. Auch Lloyd Riggins, der eben noch als Fotomodell posiert hat, ist nun auch in ›Aktion‹ zu erleben. Auch nach einem langen Probentag sind die Tänzerinnen und Tänzer voller Energie. Das merkt man sogleich, als Alexandre Riabko noch vor Einsatz der Musik die Diagonale entlangschwebt und dabei Silvia Azzoni zuvor kommt, die sich mit ihm auf der Diagonale kreuzen sollte. Kurzes Gelächter bei John Neumeier und den Ballettmeistern, aber auch bei den Tänzern selbst. Beim zweiten Versuch klappt dann alles einwandfrei!

Foto 10 (c) Holger BadekowHélène Bouchet und Alexandr Trusch proben »Romeo und Julia« © Holger Badekow

17.50 Ballettsaal Petipa. Probe zu »Messias«

In den letzten zehn Minuten, bevor der diesjährige »Tag der offenen Tür« zu Ende geht, entschließe ich mich noch schnell ins Untergeschoss zu laufen, wo gerade das Ensemble zum Ballett »Messias« probt. Einen besseren Tagesabschluss konnte ich wirklich nicht finden! Zu den fröhlichen Klängen des »Hallelujah« von Georg Friedrich Händel werden die Tänzerinnen immer wieder in die Lüfte gehoben. Das sieht so spielerisch, leicht und fröhlich aus, dass auch ich beschwingt von der frohen Botschaft mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause gehe! Und am nächsten Morgen schon zur Ballett-Werkstatt in die Staatsoper gehe und mich u.a. auf das Debüt von Leslie Heylmann und Alexandr Trusch in »Die Kameliendame« freue!

Foto 11 (c) Holger BadekowLeslie Heylmann und Alexandr Trusch proben »Die Kameliendame« für ihr Debüt in der Ballett-Werkstatt am 19. April © Holger Badekow


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