Die Premiere der »Werkstatt der Kreativität VI« der Ballettschule im Ernst Deutsch Theater steht kurz bevor. Heute Abend bereits bringen die Schülerinnen und Schüler das erste Programm auf die Bühne, am Freitag erlebt dann das zweite Programm seine Premiere. Viele Wochen wird bereits geprobt. Wir waren für Sie bei einer Bühnenprobe dabei.
Gastbeitrag von Mara Kottke, Studentin im 1. Semester an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg
Auf dem Gang liegen Taschen. Zwischen Spitzenschuhen und Wasserflaschen sitzen die Schülerinnen und Schüler der Theaterklassen VII und VIII. Manche hören mit geschlossenen Augen Musik, andere unterhalten sich mit ihren Klassenkameraden, während das Aufwärmen eher nebenbei abläuft.
Die erste Bühnenprobe für die »Werkstatt der Kreativität VI« beginnt in wenigen Minuten. Die Anspannung ist den Tänzern anzumerken, schließlich werden die Eigenchoreografien das erste Mal auf der Bühne des Ernst Deutsch Theaters getanzt. Doch neben all der Aufregung überwiegt die Vorfreude.
Stacey Denham, Pädagogin und Leiterin des Projektes, ruft die erste Gruppe auf. Vier Tänzer streifen ihre Aufwärmkleidung ab und betreten die Bühne, eine andere Tänzerin, Anyah Sidall, setzt sich auf einen der Plätze der Sitzreihen, auf denen in wenigen Wochen die Zuschauer Platz nehmen werden.
Anyah ist eine der 21 Schüler, die ihre Choreografien im Rahmen der »Werkstatt der Kreativität« vorstellen werden. Sie sind alle in der Abschlussklasse der Ballettschule des Hamburg Balletts – John Neumeier, die Tänze sind Teil ihrer Prüfungen. Die Lehrerinnen und Lehrer stehen zwar mit Rat und Tat zur Seite, aber die Hauptarbeit liegt bei den Schülern selbst. Von den technischen Feinheiten bis zum Kostüm, von der Musikauswahl bis zum Licht, alles entscheiden und gestalten die jungen Tänzer selbst.
»Nein, nein, ich möchte, dass du etwas weiter nach links gehst«, ruft Anyah durch den Saal. Erste Korrekturen für die Tänzer auf der Bühne. Bevor einmal komplett mit Musik getanzt wird, gehen alle Beteiligten das Stück in Ruhe durch. Die Bewegungen werden an die große Bühne angepasst, der Raum muss komplett ausgenutzt werden. Der erste Durchlauf läuft ohne Probleme ab.
»Okay, jetzt bitte einmal mit Musik«, bittet Stacey Denham und prompt setzt das Lied ein.
Auch mit Musik läuft alles glatt. Applaus ertönt aus der Tiefe des Zuschauerraumes, die Mitschüler sind begeistert von der Choreografie. Während die Tänzer auf der Bühne wieder ihre Stulpen und Jacken anziehen, halten die Lehrer Rücksprache mit der jungen Choreografin. Es gibt immer Dinge, die noch verbessert werden können. Anyah hört aufmerksam zu, nickt und gibt dann ihren Sitzplatz an einen ihrer Mitschüler ab. Andere Tänzer betreten die Bühne, das ganze Spiel geht von vorne los, nur mit einer anderen Choreografie.
Nach vier Stunden müssen die Tänzerinnen und Tänzer das Theater verlassen. Nicht alle Tänze konnten heute geprobt werden, morgen wird es weitergehen. Schnell werden die Sachen zusammen gepackt, der Weg zu U-Bahn ist nur kurz. Aber die Arbeit ist noch nicht vorbei, viele der Schüler verabreden sich, gleich noch im Ballettzentrum zu proben und an den Choreografien zu feilen. Als Arbeit sehen die Schüler das nicht. Die Vorfreude, die eigenen Tänze endlich auf einer großen Bühne zu sehen, überwiegt. Und genau diese Freude und Leidenschaft am Tanzen sieht man in jeder der Choreografien.