Das war ein aufregendes Gastspiel in Moskau! Die Vorstellung der »Matthäus-Passion« im Tschaikowsky-Konzertsaal war für alle Beteiligten ein einmaliges Erlebnis. Im Anschluss gab es sogar ein gemeinsames Gruppenfoto mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Tänzer sind gestern Abend wieder in Hamburg gelandet. Ulrike Schmidt, Ballettbetriebsdirektorin und Stellvertreterin des Ballettintendanten John Neumeier, ist noch in Moskau und berichtet uns von ihren weiteren Erlebnissen mit der Studiosus-Kulturreisegruppe:
Von Ulrike Schmidt
Vorstellungsfoto »Matthäus-Passion« in Moskau © Kiran West
Tag 5 in Moskau: Moskau ist eine faszinierende Stadt, und man schwebt zwischen Irritation, totaler Emotion und Liebe. Der Tag der Vorstellung des Hamburg Ballett war genau so, und er endete in großer Freude, Freundschaft und Beseeltsein. Nach einer sehr ernsthaften Probe am Morgen, in der John Neumeier den Tänzern und dem Dirigenten Simon Hewett noch einmal bedeutende inhaltliche Erklärungen gab, herrschte am Abend eine unglaubliche Spannung. Im Publikum waren die wichtigsten Menschen aus Kultur, Wirtschaft und Kirche versammelt, um bei dieser einmaligen Aufführung dabei zu sein. Ich war sehr glücklich darüber, dass die Studiosus-Kulturreisegruppe - vorwiegend aus Hamburg - dies mit uns erleben konnte.
Gruppenfoto mit John Neumeier und den Teilnehmern der Studiosus-Kulturreisegruppe © Kiran West
Zu den ersten Takten des Eingangschors der »Matthäus-Passion« von Johann Sebastian Bach - die zum ersten Mal unter einem anderen Dirigenten als Günter Jena erklingen - kniet sich ein Tänzer hin und es fängt eine der bewegendsten Vorstellungen dieses Balletts an.
Vorstellungsfoto »Matthäus-Passion« in Moskau © Kiran West
In der Pause trafen wir den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, den deutschen Botschafter Freiherr von Fritsch und den Ratspräsidenten der evangelischen Kirche Heinrich Bedford- Strohm sowie viele Vertreter der Sponsoren von Linde, Bosch und weiteren Firmen. Herr Steinmeier stimmte spontan zu, ein Foto nach der Vorstellung gemeinsam mit den Tänzern und ihm zu machen.
Ein Gruppenfoto mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem Hamburg Ballett © Kiran West
Bis zum Schluss herrschte eine unglaubliche Spannung, die sich dann beim Publikum in großem Applaus äußerte. Viele Menschen beglückwünschten John Neumeier und die Künstler persönlich. Unsere russischen Partner waren ebenfalls überglücklich und zeigten uns ihre großen Emotionen. In einer ersten sehr positiven Kritik heißt es: John Neumeier sei ein Objekt religiöser Verehrung!
Vorstellungsfoto »Matthäus-Passion« in Moskau © Kiran West
Tag 6 in Moskau: Am nächsten Morgen fuhren wir zur Tretyakov-Galerie und sahen russische Kunst und vor allem unglaubliche Ikonen! Die ältesten Ikonen stammen aus dem 6. Jahrhundert.
Ikonenmalerei in der Tretyakov-Galerie in Moskau © Pressestelle
Bei unserem Besuch erfuhren wir viel über die Ikonenmalerei. Auf den Ikonen des 11. bis 17. Jahrhunderts wurde die nicht sichtbare Welt dargestellt: Auf einer Ikone zum Beispiel trägt Christus die Seele auf seinem Arm!
Besuch in der Tretyakov-Galerie in Moskau © Pressestelle
Andrei Rublov ist einer der größten Meister der Ikonenmalerei. Zum Abschluss unseres Besuchs sahen wir im ersten Stock der Galerie russische Kunst, u.a. Landschaftsmalerei von Iwan Schischkin. Er lebte und arbeitete sogar einige Jahre in Deutschland.
Abends sahen wir im Bolschoi-Theater eine Aufführung von Puccinis »Manon Lescaut« in der zeitgenössischen Inszenierung von Adolf Shapiro. Schon in der Pause führten wir lebhafte Diskussionen. Für mich war es sehr interessant, eine in italienischer Sprache gesungene Oper in Moskau mit einer vorwiegend russischen Besetzung zu erleben! Im Anschluss an die Vorstellung hatten wir die Möglichkeit auf die Bühne zu gehen und den restaurierten Saal von der Bühnenperspektive aus zu genießen.