Vom 25. Februar bis zum 2. März stehen die Theaterklassen der Ballettschule des HAMBURG BALLETT mit der »Werkstatt der Kreativität IV« im Ernst Deutsch Theater auf der Bühne und präsentieren ihre eigenen Choreografien. Hélias Tur-Dorvault ist einer der Schüler-Choreografen.
»À corps croisés« von Hélias Tur-Dorvault © Adrian Ungemach
Von Pia Christine Boekhorst
Auf der Bühne des Ernst Deutsch
Theaters stehen 12 Tänzerinnen und Tänzer aus den Theaterklassen der
Ballettschule des HAMBURG BALLETT. Sie deuten Bewegungen an und gehen ihre Schrittkombinationen
durch. Im Zuschauerraum steht der Choreograf Hélias Tur-Dorvault. Der 18-jährige
Franzose ruft den Tänzerinnen und Tänzern engagiert Korrekturen in einem Mix
aus Französisch und Englisch zu. Das Stück »À corps croisés« hat er für seine
Klassenkameraden entwickelt. Umgekehrt tanzt Hélias auch in Choreografien von
seinen Mitschülern. Das ist das Konzept der »Werkstatt der Kreativität«. Die
eigenen Choreografien sind Teil der Abschlussprüfung der Ballettschule und
fließen in die Endnote ein. Deshalb haben die Tänzerinnen und Tänzer die Stücke
bereits vor ihren Lehrern im Ballettzentrum präsentiert. Nach dieser Prüfung
steht nun mit den Vorstellungen vor Publikum einer der Höhepunkte des
Schuljahrs vor der Tür.
Die Komposition von Hélias ist abstrakt, aber sehr harmonisch und schön anzuschauen. Es geht um Beziehungen. Einmal um Beziehungen zwischen einzelnen Personen: Liebespaare, Freunde, Eltern und Kind, Bekannte, Fremde. Dazu sagt Hélias: »Ich habe versucht, die Bewegungen so organisch wie möglich zu gestalten. Sie sollen weich und flüssig wirken.« Im zweiten Teil thematisiert Hélias Beziehungen innerhalb einer Gruppe von Menschen. »Ich will Dynamiken darstellen. Was passiert innerhalb einer Gruppe? Wie ist es, wenn eine Person eine andere mitreißt? Wie wird jemand zum Außenseiter?«
Für Hélias ist das Ernst Deutsch Theater kein fremdes Terrain, denn er hat schon letztes Jahr für die »Werkstatt der Kreativität III« choreografiert. Trotzdem fühlt er sich noch nicht wie ein Profi. Als Herausforderung empfindet er vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler auch für das Lichtkonzept und die Kostüme verantwortlich sind. » Wenn ich mir mein Stück im Kopf vorstelle, sehe ich es in besonderem Licht – nicht in kaltem Arbeitslicht wie jetzt. Doch ich kann meine Vorstellung noch nicht praktisch in Anweisungen für die Techniker umsetzen. Das ist wirklich schwierig, weil ich sonst so auf den Tanz fokussiert bin und mir nicht viele Gedanken um das Drumherum mache.«
Doch im Vergleich zum letzten Jahr hat er auch Fortschritte bei sich selber bemerkt: »Ich bin selbstsicherer geworden. Letztes Mal war ich unheimlich nervös und unsicher vor den anderen Schülern. Deshalb habe ich alles komplett durchgeplant. Ich bin sozusagen mit der fertigen Choreografie in den Ballettsaal gekommen. Dieses Mal war ich selbstbewusster und hatte weniger Angst, etwas falsch zu machen. Auf diese Weise konnte ich gelassener ins Studio gehen und wirklich mit den Tänzern die Choreografie zusammen entwickeln.«
Hélias freut sich auf die Woche im Ernst Deutsch Theater. Sie stellt für ihn mit sechs Vorstellungen das Highlight des Jahres dar. »Ich bin richtig aufgeregt. Ich weiß, dass die Tänzerinnen und Tänzer sehr gut sind und ich wünsche mir, dass sie das auch vor Publikum zeigen können.«