Königlicher Besuch, heiße Temperaturen, ein ungeplantes Ende und natürlich viel Ballett: Ulrike Schmidt, Ballettbetriebsdirektorin und Stellvertreterin des Ballettintendanten John Neumeier, schreibt für unseren Blog über ihre Ballettreise nach Kopenhagen.
TAG 1
Bei strahlendem Wetter sind wir am 30.5. mit unserem Reiseleiter Richard Eckstein von Hamburg mit dem Flieger nach Kopenhagen zum »Bournonville Festival« gestartet. Vor Ort empfing unsere lokale Führerin Sonia Brinkmann jeden mit einer Rose. Wir starteten mit einer Busfahrt in die Innenstadt von Kopenhagen und Sonia gab uns erste wichtige Informationen über Dänemark.
Die neue große Brücke erschließt neue Stadtteile und schafft infrastrukturelle Veränderungen in der Metropolregion. Öresund wächst – Hamburg gehört auch dazu. Vor uns hat der neue Erste Bürgermeister von Hamburg Herr Tschentscher die Region besucht – vielleicht konnte er was die Fahrradwege angeht (es ist momentan ein großes Thema in Hamburg) etwas lernen. In Kopenhagen sind die Wege genauso breit wie die Autostraßen. Die Entwicklungszentren im Amager-Gebiet – im Energie- und Biosektor, sind besonders groß. In Kopenhagen gibt es seit längerem eine neue Mode – leben auf einem Hausboot. In Sachen Mode, gesundes und erstklassiges Essen sowie Luft und Wasserqualität sind die Einwohner vorbildlich. Kopenhagen hat sehr gute Schadstoffwerte und in den letzten Jahren den Wert um 1/3 reduziert. Immer noch gibt es den Freistaat Christiania – freies Leben und Drogen, ein Blick lohnt sich. Mit einem wunderbaren, wirklich Sterne verdächtigen Abendessen wurde unser gemeinsamer Tag abgerundet.
Schiffe im Kopenhagener Hafen © Ulrike Schmidt
TAG 2
Am nächste Morgen starteten wir früh um 9 Uhr – bei bereits 24 Grad – einen Rundgang durch Kopenhagen – vieles ist neu und vieles wird noch gebaut.
Christian der Vierte hatte das Schloss Rosenborg im Renaissance Stil erbaut. Heute beherbergt es interessante Stücke aus seiner Zeit und viele Juwelen, die die Königin zu sehr festlichen Anlässen trägt. Vom Schloss ist es nur ein kurzer Weg in die Nationalgalerie, welche auch das dänische goldene Zeitalter mit Gemälden u.a. von Christoffer Wilhelm Eckersberg, Christen Kobke, Vilhelm Hammerhøi zeigt. Am Abend ging es zur Eröffnung ins Kongelige Theater und wir machten zunächst die Erfahrung was es bedeutet, wenn die Dänische Königin Margarete und ihre Schwester Benedikte eine Vorstellung besuchen – das gesamte Haus erhebt sich und begrüßt ‚seine Königin‘ und auch beim Applaus verneigen sich die Künstler erst zur Königin und dann zum Publikum (John Neumeier und unsere Tänzer haben das vorbildlich bei unseren Gastspielen bereits praktiziert). Wir sahen das Ballett »Napoli« in der Fassung von dem jetzigen Ballettdirektor Nikolei Hübbe und Sorella Englund – ein sehr interessanter Vergleich zu unserer, von Lloyd Riggins erschaffenen Fassung, besonders bezüglich des 2. Akts, der im Original von Bournonville verloren gegangen ist.
Die Kronjuwelen aus Schloss Rosenborg © Ulrike Schmidt
TAG 3
Bei 25 Grad und strahlend blauem Himmel schlenderten wir schattensuchend an der wunderschönen Börse, dem Schloss Christiansborg vorbei, wo die dänische Politik gemacht wird. Erwähnenswert ist die Asylpolitik in Dänemark. Die Angst vor Übernahme durch andere Länder war in den nordischen Ländern immer vorhanden. Man hat man sich bereits sehr lange mit Einwanderung beschäftigt. Die Eingliederung war immer sehr wichtig in allen Nordländern. Die Korruption ist ganz gering.
Danach gelangten wir zu einem Museum, welches extra für die Werke von Bertel Thorvaldsen gebaut wurde. Er war der erste Künstler, der Denkmäler von Künstlern – und nicht nur Herrschern – hergestellt hat. Im nahegelegenen Theatermuseum besichtigten wir das Hoftheater mit einer Barockbühne, welches heute Museum ist und illusionistische Bühnenbilder beherbergt. Das Umwandeln in einen Ballsaal war damals sehr wichtig, daher gab es keine Bestuhlung. Nur Kerzenbeleuchtung kannte man und deshalb war nur eine Rampenbespielung möglich.
Am 3. Abend kam nicht die Königin sondern ‚nur‘ Benedikt aber auch da stand das Publikum auf und die Künstler verneigten sich zuerst zu ihrer Loge. Eine Premiere und langes Programm erwartete uns: »Bournonvilleana«, mit Auszüge aus vielen Balletten von August Bournonville und interessanten Filmeinspielungen über ihn. Am Ende zeige das Königlich dänische Ballett wieder »Napoli«, diesmal in anderer Besetzung und man konnte dem Ensemble die Erleichterung und Freude über das gelungene Programm anmerken. In »Napoli« brachten die Tänzer eine große Tanzfreude auf die Bühne. Vor dem Künstlereingang trafen wir den wunderbaren Andreas Kaas, der auch schon bei uns in Hamburg getanzt hat, und uns erzählte, dass er in der morgigen Vorstellung von »Schwanensee« den Prinz tanzen wird. In sehr fröhlicher Runde haben wir diesen wunderbaren Tag ausklingen lassen.
Det Kongelige Teater © Ulrike Schmidt
Am Sonntag musste ich die Gruppe schon verlassen – in Hamburg sind wir im Endspurt für unsere nächste Premiere »Beethoven-Projekt«, den Ballett-Tagen und der abschließenden »Nijinsky-Gala«. Am Nachmittag stand das Ballett »Schwanensee« in der neuen Oper auf dem Programm. Ich habe nur den ersten Teil erlebt, da es der Tag war, an dem am Flughafen in Hamburg nichts mehr ging. Nach einer unglaublichen Odyssee bin ich schließlich im Flixbus gelandet und noch an dem Abend gut in Hamburg gelandet! Die restlichen Tage in Kopenhagen waren noch mit vielen außergewöhnlichen Erlebnissen erfüllt und ich hoffe, dass alle wieder gut in Hamburg gelandet sind.